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Dichterlesungen am SGM

 

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Spätestens seit PISA ist die Bedeutung der Lesekompetenz in der öffentlichen Diskussion fest verankert. An Schulen und anderen Bildungsinstitutionen entstanden Modelle und Handreichungen zur Leseförderung. Schüler an das Lesen heranzuführen, sie für Literatur und den Literaturbetrieb zu interessieren, war uns Deutschlehrern schon immer ein wichtiges Anliegen. Die Begegnung mit einem Gegenwartsautor bzw. einer Schriftstellerin bildet das Kernstück der Idee des "Murnauer Lesebogens".

Nachdem die ursprüngliche Lesebogen-Reihe, die seit 1990 im Rahmen einer Lesereise an Schulen in Bayern und Thüringen die Autoren Reiner Kunze, Walter Kempowski, Tankred Dorst, Martin Walser, Michael Ende, Gertrud Fussenegger, Peter Härtling, Thomas Hürlimann, Rafik Schami, Peter Bichsel und Herbert Rosendorfer geholt hat, im Jahr 1999 zu Ende gegangen ist, führen wir das Projekt in eigener Regie fort.

Im Deutschunterricht arbeiten alle Klassen und Kurse unseres Gymnasiums zur Vorbereitung der Dichterlesung mit dem Lesebogen, der von einem sechsköpfigen Redaktionsteam erarbeitet wird. Der Lesebogen besteht aus folgenden Komponenten:

  • einem das Auge ansprechenden Äußeren mit farbigem Umschlag mit einem Foto des Autors auf der Vorderseite und einem Autographen auf der Rückseite
  • einem 16-seitigen Druckbogen (aus drucktechnischen Gründen ist eine Entscheidung für 4, 8, 16, 32 usw. Seiten notwendig; 20 Seiten z.B. wären wegen des großen Verschnitts erheblich teurer). Der Druckbogen enthält das Titelblatt mit dem Lesebogen-Logo des Grafikers Thomas Rückert (aufgeschlagenes Buch und Schreibfeder in Kombination), das Impressum, 13 Seiten mit Texten, eine Kurzbiographie und eine Bibliographie.

 

Die Texte im Lesebogen erscheinen in der Regel chronologisch nach ihrem Erscheinen geordnet. Biographie und Bibliographie eignen sich für eine erste Annäherung an den Lesebogen im Unterricht zusammen mit der Betrach­tung des Umschlags, zumal die Hand­schrift für graphologische Überlegungen durchaus ergiebig sein kann – Biermann schreibt übrigens perfekt in Spiegel­schrift, aber auch beidhändig gleichzeitig Normal- und Spiegelschrift! 

Der jeweilige Titel des Lesebogens entstammt immer dem Werk des Autors, wir verwenden dazu Kapitelüberschrif­ten, Gedichttitel, aber auch knappe, aus­sagekräftige Passagen. Der Autograph wird vom jeweiligen Autor mit einem im Lesebogen selbst abgedruckten Text­ausschnitt gestaltet.

Oberste Maxime der Auswahl der Autoren ist, dass wir keine Autorenförderung betreiben, d.h. ein gewisser Bekanntheitsgrad mit entsprechenden Veröffentlichungen ist Voraussetzung. Mit einer Ausnahme im Jahr 2001 – das Staffelsee-Gymnasium Murnau beteiligte sich mit einer Lesung an den Feierlichkeiten zu Ödön von Horváths 100. Geburtstag – laden wir nur Autoren ein, die bereit sind, auch zu lesen und deren Honorare für eine Schule erschwinglich sind, da sich das Projekt selbst finanzieren muss. Zu unserer Freude kommen die Schriftsteller gerne, zumal sie sich in eine Reihe einreihen können, die sich sehen lassen kann.

 

 Schüler Signiert Plakat Gästebuch Lesung Signiert

 

Seit wir die Veranstaltung in eigener Regie durchführen, sind folgende Lesebogen erschienen:

  • Wolf Biermann, Um Deutschland ist mir gar nicht bang, November 2000

  • Ödön von Horváth, Ach wir armen Kulturmenschen, Oktober 2001

  • Dieter Kühn, Reisen durch Raum und Zeit, Februar 2002

  • Uwe Timm, Schmecken und Erzählen, Februar 2003

  • Hanns-Josef Ortheil, Elephanten des Lesens, Februar 2004

  • Hans-Ulrich Treichel, Selbstporträt, korrigiert, Februar 2006

  • Juli Zeh, Von Prinzessinnen und Marionetten, Februar 2007

  • Burkhard Spinnen, Eine Art Training, Januar 2008

  • Friedrich Ani, Alles unter Kontrolle, Januar 2009

  •  Alex Capus, Ein Mangel an Mut, Januar 2010

  • Ilija Trojanow, Dieses Staunen ist mir geblieben, Februar 2011

  • Judith Hermann, Fast immer allein, Februar 2012
  • Feridun Zaimoglu, Ein Dorn im Auge, Februar 2013
  • Bernhard Schlink, Straße des Lichts, Februar 2014
  • Thomas Hürlimann, Unter diesen Sternen, Februar 2015
  • Wladimir Kaminer, Nichts Außergewöhnliches, März 2016
  • Jakob Hein, Keine zufällige Laune, März 2017
  • Eva Menasse, Brillanz und Frechheit, Februar 2018
  • Abbas Khider, Opfer der Hoffnung, Februar 2019

 

Glücklicherweise verfügen wir über eine Aula mit hervorragender Bühnentechnik, sodass wir die Lesung in unseren Räumen durchführen können. Ohne die aktive Mithilfe und Unterstützung der gesamten Schulfamilie wäre ein solches Projekt kaum zu realisieren. Gerade am Tag der Lesung rühren sich hilfreiche Hände, um der Veranstaltung einen würdigen Rahmen zu geben und sie zum Erlebnis werden zu lassen. Ein Mitglied der Redaktion übernimmt als Moderator die Abendregie und führt durch das Programm. Nach der Begrüßung und einführenden Worten durch den Schulleiter stellt der Schriftsteller in der Regel sich und manchmal auch seinen Schreibprozess vor, bevor der erste längere Lesungsteil folgt. 

In der Pause haben die Zuhörer die Gelegenheit, Bücher vom Autor signieren zu lassen und am Bücher­tisch einer örtlichen Buchhandlung zu erwerben. Der zweite Teil der Veranstaltung wird eröffnet durch die Reihe „Schüler fragen einen Autor“, bei der sich oft vieles über den Schrift­steller und Menschen in Erfahrung bringen lässt. Nach dem zweiten Teil der Lesung überreicht ein Ver­treter der Schülerschaft eine von ei­nem Künstler gestaltete Plakette als Dank und Erinnerung an die Lesung. Ein sich anschließender Empfang in den festlich gestalteten Räumen der Schulbibliothek lässt für Schüler, Lehrer, Eltern und Gäste genug Raum, bei Häppchen und Getränken miteinander und mit dem Schriftsteller ins Gespräch zu kommen. 

Natürlich ist ein derartiges Projekt mit viel Arbeit verbunden, und nicht bei allen Schülern stößt das Engagement der Deutschlehrer auf Begeisterung; andere hingegen kommen auch Jahre nach dem Abitur regelmäßig zu den Dichterlesungen. Schwierigkeiten bereitet manchmal auch die Textauswahl, besonders für die Unterstufe. Nicht immer ganz reibungslos verlaufen auch Kontaktaufnahme und Terminabsprachen mit Schriftstellern bzw. deren Agenten, zumal wir ein Jahr Vorlaufzeit bis zur Lesung benötigen.

Für den Germanisten in uns Deutschlehrern bedeutet die Lektüre des Gesamtwerks Begegnung mit Unbekanntem, ein Wiederanknüpfen an Leseerfahrungen, Unterbrechung des Unterrichtsalltages und vieles mehr. Dadurch dass die Schüler die Gelegenheit haben, im Lesebogen verschiedene Texte eines Autors kennenzulernen, lassen sich vielfältige Zugänge zum Lesen finden und die eigene, über den Lesebogen hinausgehende Lektüre anregen. Zwischen einem Drittel und der Hälfte unserer Schüler nimmt an der Lesung teil. Das Erlebnis der direkten Begegnung wird überwiegend positiv wahrgenommen. Vielen Autoren gelingt es, die Schüler durch ihr Vorlesen und Erzählen so zu begeistern, dass man am nächsten Schultag das höchste Schülerlob zu hören bekommt: „Das war echt cool!“

 

Fachschaft Deutsch

 

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